Nicht nur am Rhein, sondern auch an der Mosel wird Fastnacht kräftig gefeiert. Denn hier sind die Bewohner katholisch. Prunksitzungen, Kappensitzungen, Büttenreden bis zum Höhepunkt am Rosenmontag, dem 7. März. In Koblenz fließt am deutschen Eck der rheinische Karneval in die Mosel. Der närrische Schlachtruf verändert sich vom „Kölle Alaaf“ zum „Kowelenz Olau“. Genau dort befindet sich seit 2001 das Rheinische Fastnachtsmuseum Koblenz: Im historischen Kehlturm des Fort Konstantin am Fuße der Karthause. Von den maroden Innenräumen ist heute nichts mehr zu sehen. Heute ist der Kehlturm ein Kleinod mit mehreren Etagen. Das Museum zeigt auf 350 Quadratmeter mit 10.000 Exponaten auf einmalige Weise die Geschichte und Tradition des rheinischen Karnevals. Dort finden sie alle Karnevalsorden von 1930 bis heute, Uniformen und Bilder, Utensilien der Karnevalswagen von Köln bis Basel und die Geschichte der „Alemannische Fastnet“. Wer die Wurzeln des Karnevals begreifen will, muss dieses Museum besuchen”, sagt Detlef König, Vorsitzender des Fördervereins Rheinisches Fastnachtsmuseum Koblenz. Das Museum befindet sich in preußischen Mauern, 1826 gehörte der Kehlturm zum „Fort Großfürst Constanin“. 40 ehrenamtliche Karnevalisten betreiben dieses Museum, das jedes Wochenende von 14 bis 17 Uhr geöffnet ist. Oktober bis April geschlossen. http://www.fastnachtsmuseum-koblenz.de/

Schon vor 5000 Jahren wurde im Zweistromland Karneval gefeiert. Das beweist eine altbabylonische Inschrift aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. Der Priesterkönig Gudea gab nach Neujahr ein siebentägiges Fest. Auf der Inschrift steht: „Kein Getreide wird an diesen Tagen gemahlen. Die Sklavin ist der Herrin gleichgestellt und der Sklave an seines Herrn Seite. Die Mächtige und der Niedere sind gleich geachtet.“  Bis heute ist die Auflösung von Hierarchien ein charakteristisches Merkmal des Karnevals. Nach dem Sturz Napoleons 1814 wurden die europäischen Grenzen auf dem Wiener Kongress neu definiert. Dabei erhielt Preußen die ganze Rheinprovinz und Westfalen. So wurde Anfang des 19. Jahrhunderts die Franzosen in Mainz und die Preußen in Köln verspottet, ohne dabei bestraft zu werden.

Die typische Kleidung der Funkenmariechen erinnert an Uniformen aus dem 18. Jahrhundert: Dreispitz, Perücke und Uniformjacke. Allerdings ist deren Geschichte schon viel älter. Im 30jährigen Krieg (1618-1648)  zogen Marketenderinnen mit Soldaten durch die Orte, verkauften Waren oder auch sich selbst. Die Tanzmariechen wurde Anfang des 19. Jahrhunderts von Männern dargestellt. Die Nationalsozialisten, setzten ab den 30ziger Jahren weibliche Tänzerinnen ein, um den Anschein von Homosexualtität auszuschließen.

Und jetzt noch ein paar Worte zur Büttenrede:
Die Bütenrede geht auf das mittelalterliche „Rügerecht“ zurück. Damals durfte der einfache Mann die Herrschenden ungestraft kritisieren. Ein regelmäßiger Versmaß erleichtert auch angetrunkenen Zuschauer dem Inhalt zu folgen. Die vielen Strophen, die mit einer Pointe enden, werden entweder vorgelesen oder auswendig gelernt. Das Rednerpult ist die Bütt, das häufig die Form eines Weinfasses hat. Das könnte mehrere Bedeutungen haben: Ein leeren Weinfass, das Anlaß zur Bitterkeit gibt oder ein Bottich indem schmutzige Wäsche gewaschen wird. 

Wer jetzt zum praktischen Teil übergehen möchte:
Hier ein paar Termine: 5.2. in Zell erste Kappesitzung „Zeller –Schwarze-Katz“-Halle
11.2. erste Prunksitzung des KV Huckebein in Bernkastel-Kues
12.2. zweite Prunksitzung des KV Huckebein in Bernkastel-Kues

# Link | Bettina Bartzen | Dieser Artikel erschien am Sonntag, 30. Januar 2011 um 12:00 Uhr in Mosel | 6846 Aufrufe

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